Ich kann mich noch sehr gut an meine Anfangszeit (vor gefühlten 30 Jahren) erinnern. Schon damals war es „hip“ während des gesamten Trainings einen Gewichthebergürtel zu tragen und zwar schön über der Kleidung damit man ihn auch immer gut sehen kann. Meine damaligen Trainingspartner hatten weder Kniebeugen noch Kreuzheben in Ihren Trainingsplan integriert weil Beintraining und Co. nicht gerade angesehen waren, vor jeder Übung wurde aber dennoch der Gürtel im wahrsten Sinne des Wortes enger geschnallt bevor es an den Bizepscurl, ans Seitheben oder an den Latzug ging. Heute denke ich zurück und schmunzle über diese Zeit, das Interessante ist, dass dieser Trend aber bis heute gehalten hat! Ich sehe täglich Trainierende mit einem Gewichthebergürtel durch die Gegend laufen und frage mich nach dem warum? Grund genug heute einmal ein paar aufklärende Worte zu verlieren.
Was sind Gewichthebergürtel
Für alle diejenigen die mit dem Begriff als solches nicht anfangen können handelt es sich bei Gewichthebergürteln um breite Gürtel aus Leder oder festem synthetischem Material die in der Trainingspraxis für einen Trainingssatz eng geschnallt um die Taille angelegt werden und außerhalb eines Satzes geöffnet in der Hüftgegend hängen.
Fazit
Ich bin mir sicher ihr alle habt schon einmal einen Gewichthebergürtel gesehen
Sinn und Studien zum Gewichthebergürtel
Der Name sagt es eigentlich schon. Gewichthebergürtel machen Sinn wenn auch eine Menge Gewicht im Spiel ist. In der Theorie schützen sie den Rücken, indem über einen erhöhten Bauchinnendruck die Stabilität im Bereich des Rumpfes verbessert wird. Der Gewichthebergürtel setzt also da an, wo eine Menge Sportverletzungen und Rückenleiden entstehen, nämlich im Bereich der LWS (Lendenwirbelsäule).
Studien wie die aus dem Departement of Kinesiology in Ontario Canada zweifeln einen positiven Effekt von Gewichthebergürteln an. Im Resümee einer Studie aus 1995 heißt es:
„The use of a lumbar belt does not enhance isometric lumbar muscle strength or dynamic lifting capacity“
Bereits 1976 konnte an 13 männlichen Probanden folgendes Fazit festgestellt werden:
„There were no significant differences in maximum isokinetic endurance and electromyographic spectral parameters of the back extensor muscles as a result of wearing a back belt during heavy lifting and lowering tasks“
Bis hierher also keine wirklichen Beweggründe für den Einsatz eines Gewichthebergürtels und es geht noch weiter. 1996 stellten Raffacz et al fest, dass es zumindest im Rahmen der angeschnallten Belastungsphase zu einem signifikanten Anstieg des diastolischen Blutdrucks kommt.
Fazit
Studien sehen in der Verwendung von Gewichthebergürteln keine signifikanten Vorteile
Gewichthebergürtel in der Praxis
Praxisnah würde ich Gewichthebergürtel bei Höchstbelastungen wie 1-RM-Sets und Co. für gut heißen, hier aber nur für Übungen die auch tatsächlich eine größere Belastung für den Bereich der Lendenwirbelsäule bedeuten, der durch eine saubere Übungsausführung und perfekte Haltung nicht behoben werden kann. Bestes Beispiel hierfür ist die Königsübung des Bodybuildings, die Kniebeuge. Während ich von meinem muskulären Korsett erwarten MUSS, dass es niedrige bis moderate Trainingsgewichte hier zu stabilisieren vermag, fühlt man sich bei Maximalkraftbelastungen mit Gürtel durchaus ein wenig sicherer. Auch für sehr schweres stehendes Wadenheben würde ich den Einsatz eines Gewichthebergürtels befürworten. Hierzu ist wiederum wichtig anzumerken, dass ein Gewichthebergürtel nicht stärker macht und es somit auch keinen Anlass dazu gibt, Trainingsgewichte zu erhöhen auch wenn das subjektive Empfinden dies vermittelt.
Für Übungen die nicht in diese Kategorie fallen, stellt der Gewichthebergürtel im angeschnallten Zustand eher eine Belastung dar. Er drückt auf die Atmung, behindert womöglich die Übungsausführung und sorgt nicht zuletzt für mangelnde Anpassungen der Rumpfmuskulatur da er ja stetig ungewollt unterstützende Arbeit in diesem Bereich leistet.
Resümee
Dem Gros aller Trainierenden ist von Tragen eines Gewichthebergürtels abzuraten. 9 von 10 Trainierende verwenden ihn als Mode-Accessoire oder um damit anzugeben und tun sich damit keinen Gefallen. Saubere Übungsausführung und die Wahl des richtigen Trainingsgewichts sind und bleiben das A und O für Verletzungsprophylaxe. Lediglich für Maximalbelastungen im Rumpfbereich ist der Einsatz zu befürworten
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