Ich komme noch aus einer Zeit, zu der es noch nicht all zu viele Pre-Wokout Booster gab. Genau genommen gab es wohl nur eine Hand voll dieser Produkte. Und es war noch lange kein derartiger Hype um diese Produktgruppe gemacht, wie das heute der Fall ist. Man hat damals - man mag es glauben oder nicht - Pre-Workout-Booster für Tage empfohlen, an denen man entweder ein besonders intensives Training absolvieren musste oder wenn man müde und schlapp war. Die Empfehlungen lauteten ganz klar, man solle einen Booster dann nehmen, wenn man ihn wirklich nötig hatte. Heute könnte man fast meinen, die jetzige Fitness-Generation könne schon gar nicht mehr ohne derartige Produkte trainieren. Ich weiß, ich mache mir mit derartigen Aussagen nicht nur Freunde und vielleicht auch einige Feinde. Aber ganz ehrlich, wenn man nicht mehr in der Lage ist, sich für ein intensives Training zu motivieren und dies NUR noch mit einem Booster schafft, dann läuft doch irgendetwas in die falsche Richtung, oder nicht? Daher denke ich, dass Pre-Workout-Booster die meist überschätzten Supps in der Fitnessindustrie sind - sehen wir mal von Bulletproof Coffee und ähnlichen Mythen ab.
Doch worauf will ich hinaus? Sind Booster komplett sinnfrei? Nein! Booster haben mit Sicherheit ihren gerechtfertigten Platz im Trainingsalltag eines intensiv trainierenden Sportlers. Allerdings sollte man diese Produkte so einsetzen, dass man auch wirklich davon profitiert. Sprich, wenn man sich müde und schlapp fühlt und ein wirklich forderndes Training vor sich hat. Nicht wenn man top ausgeschlafen und erholt ist und nur ein wenig Arme pumpen geht. Und die Wissenschaft scheint mir Recht zu geben.
Der Booster-Mythos
In einer aktuell erschienenen Doppel-Blind Studie wurde die Wirkung eines handelsüblichen Pre-Workout-Supplements mit Creatin, Beta-Alanin, Taurin, Leucin und Koffein untersucht. Getestet wurde die anaerobe Leistungsfähigkeit, die maximale Kraft, die Veränderung der Körperzusammensetzung und der kognitiven Fähigkeiten. Getestet wurde dabei an männlichen Probanden mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren. Also durchaus im Bereich der normalen Zielgruppe für einen typischen Booster. Getestet wurde zudem beim Training eines ebenfalls typischen 4er-Splits. Also letztlich alles, was eben auch in der Praxis und der Realität passiert.
Das Ergebnis war ernüchternd. In keiner der getesteten Wirkungen konnte ein Vorteil für die Booster Gruppe festgestellt werden. Das Supplement blieb also praktisch frei von Nutzen und wirkungslos. Das wiederum unterstreicht die Tatsache, dass ein Booster nicht für jedes Training notwendig ist.
Der Gewöhnungseffekt
Ich möchte hier noch einmal betonen, dass ich durchaus der Meinung bin, dass sich ein Booster lohnen kann. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es bei Substanzen wie etwa Koffein schnell zu einem Gewöhnungseffekt kommt. Das bedeutet, je öfter ich diesen Booster verwende, desto geringer der spürbare „Boost-Effekt“. Entgehen kann ich dem, indem ich eben nur dann einen Booster einsetze, wenn ich wirklich das Gefühl habe, davon zu profitieren und nicht einfach nur aus der Tatsache heraus, dass nun Trainingszeit ist!
Der richtige Einsatz
Spart euch den Einsatz eines Pre-Workout-Boosters für Trainingeinheiten auf, an denen ihr Schwächen trainiert, schlecht oder nur wenig geschlafen habt oder euch aufgrund eines anstrengenden Tages nicht richtig fit fühlt oder auch weil ihr zu einer für euch ungewohnten Zeit trainieren müsst. Dann habt ihr wirklich auch noch Nutzen von einem solchen Supp!
Literatur
Jordan J Outlaw1, Colin D Wilborn1*, Abbie E Smith-Ryan2, Sara E Hayward1, Stacie L Urbina1, Lem W Taylor1 and Cliffa A Foster1. Acute effects of a commercially-available pre-workout supplement on markers of training: a double-blind study. Journal of the International Society of Sports Nutrition 2014, 11:40
Kommentare (1)
Florian Reineke
September 11, 2014 13:31Dem kann ich nur zustimmen. Leider sieht es auch bei uns im Studio so aus, dass ich mehr Fragen zu Boostern und anderen Supps beantworten muss, als zur richtigen Ausführung, Methoden und Ernährung. Da hat die Werbung ganze Arbeit geleistet.