Arginin ist eine semi-essentielle Aminosäure. Das bedeutet, der Körper ist zwar durchaus in der Lage, Arginin selbst zu synthetisieren, bei ausreichender Zufuhr essentieller Aminosäuren, jedoch übersteigt der Arginin-Bedarf des Körpers oftmals die Syntheserate. Und zwar meist in Situationen, während denen viel Stress vorherrscht oder während Verletzungen und Krankheitsfällen, wenn das Immunsystem bereits angeschlagen ist. Kraftsportler verwenden Arginin zudem für einen besseren Muskelpump. Arginin ist eine Vorstufe von NO in unserem Körper und führt zu einer Weitung der Blutgefäße. Dadurch kommt es zu einem besseren Blutfluss durch diese Gefäße und zu einem verbesserten Nährstofftransport. Es ist also auch kein Wunder, dass Arginin heutzutage in so gut wie jedem Pre-Workout-Supplement vertreten ist. Entweder als Arginin-HCL oder oftmals auch in unterschiedlichen weiteren Formen wie Arginin-Alpha-Ketoglutarat (AAKG) oder ähnlichem. Doch macht diese Einnahme überhaupt Sinn? Natürlich bekommen wir einen besseren Pump, doch hat die Einnahme von Arginin eventuell auch „Nebenwirkungen“?
Arginin und das Wachstumshormon
Wir wissen bereits, dass intensives Krafttraining zu einer verstärkten Wachstumshormonausschüttung führen kann. Diese Wachstumshormonausschüttung wirkt sich positiv auf die Lipolyse aus, also die Fettfreisetzung aus den Fettdepots, als auch indirekt auf die Proteinsynthese. Nämlich über die Stimulierung zur IGF-1 Bildung und Ausschüttung. Ähnliches gilt auch für Arginin. Auch Arginin kann, oral eingenommen in höherer Dosierung zu einer verstärkten Wachstumshormonausschüttung führen. Entsprechend sollte eine Arginineinnahme vor einem intensiven Krafttraining zu einer zumindest ebenbürtigen Wachstumshormonausschüttung führen, tendenziell ist jedoch eigentlich anzunehmen, dass dadurch die Wachstumshormonausschüttung noch einmal verstärkt werden sollte. Eigentlich…
Arginin und Krafttraining
Einige Wissenschaftler gingen dieser Hypothese nach und wollten genauer wissen, was passiert, verabreicht man krafttrainingserfahrenen Sportlern vor einem Krafttraining in nüchternem Zustand Arginin. Untersucht wurden dabei unterschiedliche Parameter. Darunter unter anderem die Blutkonzentration an Arginin, Plasma Werte für Wachstumshormon und dessen Stimulatoren und Inhibitoren, Ghrelin und IGF-1. Diese Werte wurden unmittelbar vor der Intervention, direkt nach dem absolvierten Krafttraining sowie 15 Minuten, 30 Minuten und 60 Minuten nach dem Absolvieren des Trainings ermittelt.
Die Probanden mussten morgens auf nüchternen Magen trainieren, um eine Beeinflussung der Ergebnisse durch vorherige Mahlzeiten ausschließen zu können. Die Interventionsgruppe erhielt kurz vor der Trainingseinheit Arginin, die Kontrollgruppe erhielt ein Placebo. Anschließend absolvierten die Probanden ein Training im Bereich 75% 1RM und 8 Wiederholungen.
Die Ergebnisse
Die Ergebnisse liesen einige Wissenschaftler staunen. Wie zu erwarten kam es bei der Arginin-Gruppe zu einem starken Anstieg der Arginin-Werte im Blut, wohingegen dieser bei der Placebo-Gruppe unverändert blieb. Erstaunlich jedoch war die Tatsache, dass es bei der Arginin-Gruppe zu einer signifikant geringeren Wachstumshormonausschüttung kam, verglichen mit der Placebo-Gruppe und das obwohl der Wert des GH-inhibiting Hormons in der Arginin-Gruppe signifikant geringer war, als in der Placebo-Gruppe. Worauf dies genau zurückzuführen ist, bleibt bisher fraglich, die Wissenschaftler schlossen jedoch aus, dass es sich hierbei um eine Negativ-Reaktion der Feedbackschleife mit Wachstumshormon selbst oder IGF-1 handeln könne. Fakt ist jedoch, dass Arginin vor dem Training eingenommen in dieser Untersuchung an krafttrainingserfahrenen Personen zu einer Reduktion der Wachstumshormonausschüttung führte.
Diskussion
An den Studienergebnissen lässt sich nicht rütteln. Dennoch muss natürlich an dieser Stelle weiter geforscht werden. Fraglich ist zudem, wie hoch der Einfluss einer akuten Wachstumshormonausschüttung nach dem Training auf die mittel- und langfristigen Trainingsfortschritte einzustufen ist. Die Tendenz geht in Richtung, dass diese akuten Hormonschwankungen kaum signifikanten Einfluss auf Muskelwachstum und Körperzusammensetzung haben. Möglicherweise übertreffen die Effekte einer verbesserten Durchblutung der Muskulatur durch die Arginin-Einnahme die Effekte einer akuten Wachstumshormonausschüttung nach dem Training in Sachen Körperzusammensetzung. In diesem Falle wäre eine Arginin-Einnahme vor dem Training weiterhin zu empfehlen. Unterm Strich bleibt, dass diese Studie eine interessante Diskussionsgrundlage liefert, jedoch weitere Untersuchungen folgen müssen, um genauere praxisnahe Informationen und Empfehlungen ableiten zu können.
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