Hätte man mich vor der Recherche zu diesem Artikel danach gefragt was ich unter Bindegewebe verstehe, hätte ich wahrscheinlich zur Antwort gegeben, dass es sich dabei um einen Gewebstyp handelt, der den Körper auf bestimmte Weise „zusammen hält“ und bei zu starkem Muskelaufbau oder bei Schwangeren gerne reißt.
Geht es Euch auch in etwas so mit dieser Frage? Falls ja solltet ihr Euch meinen heutigen Artikel unbedingt zu Gemüte führen und wie ich selbst Neues über Euren eigenen Körper lernen.
Definition Bindegewebe
Bei Bindegewebe handelt es sich um den größten Verbund unseres Körpers, die Matrix die alles miteinander verbindet. Einige Untergruppen des Bindegewebes haben einen direkten Anschluss an den Blutkreislauf und werden so ständig durchblutet. Andere Untergruppen des Bindegewebes hingegen fungieren beispielsweise als Mineralstoffspeicher uvm. In die Kategorie Bindegewebe fallen weit mehr Einrichtungen als man sich vorstellen würde. Gelenkkapseln und Gelenkknorpel, Nervengewebe, Sehnen, Bänder, Darmwände, die Magenwand, unsere Zwischenwirbelscheiben aber auch Zehennägel, Fingernägel und Haare zählen zur Kategorie Bindegewebe. Letztlich fällt mitunter auch die Gewebshülle um Gefäße und Organe unter den Begriff Bindegewebe und viele Gewebsarten mehr wie wir gleich noch sehen werden.
Fazit
Bindegewebe ist ein allgegenwärtiger Teil unseres Körpers und umfasst eine Vielzahl an Einrichtungen
Welche Unterscheidungen gibt es
Das retikuläre Bindegewebe schafft durch seine lockere Eigenschaft und die wenigen Fasern Platz für Zellen des Immunsystems die von dort aus wirken. Auch im Knochenmark und als Grundgerüst lymphatischer Organe wie den Lymphknoten oder Milz der tritt diese Bindegewebsart auf.
Das elastische Bindegewebe ist so angelegt, dass es sich häufig und vor allem stark dehnen lässt und ist damit Teil der Gallenblase, der Lunge und der Aorta.
Locker faseriges Bindegewebe ist am ehesten das was wir unter Bindegewebe verstehen. Viele Fasern und Zellen in Verbindung mit Bindegewebsflüssigkeit füllen Zwischenräume aus, bilden das Stroma, also den Bindegewebsteil der Organe, und enthalten zudem Abwehrzellen die sich bei der Erregerbekämpfung und Regeneration als nützlich erweisen. Das locker-faserige Bindegewebe fungiert übrigens auch als Wasserspeicher für den Körper.
Straff-faseriges Bindegewebe ist kollagenreich und zellarm. Es ist überall involviert wo Zugfestigkeit und Belastbarkeit gefragt sind. Beispiele hierfür sind Organkapseln, die Oberhaut aber auch Bänder und Sehnen.
Letztlich zählt man auch Fettgewebe zu den Bindegewebsarten. Im Inneren findet sich beinahe keine Matrix, was bedeutet das es keine Festigkeit besitzt, dafür hält es aber jede Menge Intrazellulärsubstanz und Platz für Adipozyten (Fettzellen) bereit.
Fazit
Bindegewebe ist nicht gleich Bindegewebe. Je nach Aufgabe, Funktion und Vorkommen im Körper werden mehrere Arten unterschieden
Was macht das Bindegewebe
Am naheliegendsten ist die Binde- und Stützfunktion. Indem es bestimmte Körpereinrichtungen wie z.B. Muskelstränge (Faszie), Organe oder Gefäße umhüllt oder aber Zwischenräumen zwischen Organen ausfüllt verleiht es Stabilität und Schutz.
Die meiner Meinung nach interessante Funktion des Bindegewebes ist seine Rolle im Zellstoffwechsel. Wusstet ihr, dass es eigentlich kleine direkte Verbindung zwischen Blutbahn und Euren Zellen gibt? Blutgefäße enden in Kapillaren, diese wiederum münden aber nicht in die Zellen sondern in unser Bindegewebe. Zellen entsorgen sich über das Bindegewebe von Stoffwechselendprodukten und nehmen im gleichen Zuge wieder Nährstoffe auf. Bei gestörtem Bindegewebe findet folglich auch der Zellstoffwechsel nicht mehr effektiv statt.
Wie bereits erwähnt, fungiert Bindegewebe als wichtiger Wasserspeicher. Hier liegt aber entsprechend auch das Risiko für Ödembildungen. Bindegewebe ist an der Wundheilung und Narbenbildung beteiligt und unterstützt die Thermoregulation des Körpers.
Gehirn und Zellen kommunizieren über das Bindegewebe da hierüber die Weiterleitung von Nervenimpulsen von Statten geht. Über die enthaltene Flüssigkeit und de Anteil an Elektrolyten in Bindegewebe ist dies möglich, andererseits kann ein gestörter Elektrolythaushalt aber auch für Störungen bei der Reizweiterleitung verantwortlich sein.
Fazit
Unter diesen Gesichtspunkten bekommt der Begriff „schwaches“ Bindegewebe eine ganz andere Bedeutung und vor allem Gewichtung
Risikofaktoren für ein schwaches Bindegewebe sind gleichzeitig Ansatzpunkte zur Stärkung des Bindegewebes
Genetik
Gegen eine Gegebenheit ist in Sachen Bindegewebe kein Kraut gewachsen und diese nennt sich Genetik. Die Uranlage unser Bindegewebseigenschaft wird uns quasi schon in die Wiege gelegt.
Fazit
Der Genetik ist die leider nicht veränderbare Vorgabe unser Bindegewebseigenschaft
Säure-Basenhaushalt
Beinflussbar ist hingegen der Säure-Basenhaushalt. Er nimmt entscheidenden Einfluss auf die Funktion des Bindegewebes. Akkumulieren sich zu viele Säuren im Bindegewebe führt das nicht nur zu einer Übersäuerung (Azidose) sondern auch zu einer Störung der zellulären Versorgung und Entsorgung (wie oben bereits erklärt). Da das Bindegewebe auch einen Mineralstoffspeicher darstellt, sind bei bestehender Übersäuerung weniger davon vorhanden. Die Folge ist eine Ablagerung von Stoffwechselendprodukten und Giftstoffen im Bindegewebe die eine weitere Schwächung herbeiführen und auch die Bindegewebsstruktur empfindlich angreifen
Fazit
Seinen Säure-Basenhaushalt auf einem neutralen Level zu halten zählt zu den essentiellen Maßnahmen für ein gesundes Bindegewebe
Lebensgewohnheiten
Wer zu wenig schläft, raubt sich und seinem Bindegewebe die Möglichkeit zur Regeneration. Gerade nachts wenn keine Anforderungen an den Halte- und Stützapparat gegeben sind wäre eigentlich die richtige Zeit dafür.
Sport fördert die Durchblutung des Bindegewebes und wirkt so vorteilhaft für den gesamten Bindegewebsstoffwechsel . Zuviel Sport kann aber auch dazu führen das (wie im Falle vieler Kraftsportarten) das Bindegewebe den Belastungen nicht standhält und so beschädigt wird.
Fazit
Eine gesunde Menge Sport und ausreichend Schlaf sind wichtig für unser Bindegewebe
Ernährungsmissstände
Letztlich können auch ein zu viel oder ein zu wenig an Nahrung (in Verbindung mit Bewegungsmangel) dafür sorgen, dass unser Bindegewebe geschwächt wird.
Adipositas und infolgedessen Übergewicht belastet auf unnötige Art und Weise den Halte- und Stützapparat. Zuviel Fett im Körper kann sich zudem in Bindegewebsstrukturen einnisten und dieses so schwächen.
Bei einer Unterernährung findet auch eine Unterversorgung mit wichtigen Baustoffen für das Bindegewebe statt so dass es auch hier eher zu katabolen (abbauenden) Prozessen kommt. Der Körper reagiert mit lang anhaltender Unterernährung sogar mit der Umwandlung von Bindegewebe in schwächere Formen.
Fazit
Die Versorgung mit Nährstoffen nicht zu unter- aber auch nicht zu übertreiben ist nicht nur aus gesundheitlicher Sicht wichtig, es hilft auch dem Bindegewebe dabei leistungsfähig zu bleiben
Resümee
Ich denke, sich der ganzen Bandbreite in Sachen Vorkommen, Funktionalität und Aufgaben des Bindegewebes bewusst zu sein ist eine wichtige Sache. Ein gesundes Bindegewebe sein eigen zu nennen ist bei weitem nicht nur „optisch“ interessant und sollte deshalb von jedermann und jeder Frau angestrebt werden.
Kommentare (0)