Wer Ausdauertraining betreibt hat es weniger auf mehr Muskelmasse als vielmehr auf ein leistungsfähigeres Herz-Kreislaufsystem, einen effektiveren Sauerstofftransport und damit verbunden bessere Laufzeiten oder weitere Distanzen abgesehen. Die Frage die man sich aber auch als Ausdauersportler stellen muss ist die, inwieweit auch Ausdauersport den Protein-Turnover beeinflusst und ob damit verbunden die Aufnahme von mehr Protein notwendig wird. Für Kraftsportler die Ausdauertraining dazu verwenden den Körperfettanteil zu reduzieren ist es interessant zu wissen, inwieweit man bei Cardioeinheiten Muskelabbau befürchten muss.
Die Antworten darauf findet man in einer Studie aus dem Journal of Nutrition
Aerobic Exercise Training Increases Skeletal Muscle Protein Turnover in Healthy Adults at Rest
…so lautet der Titel besagter Studie von Matthew A. Pikosky et al.. Sie untersuchten den Einfluss einer aeroben Belastung an untrainierten männlichen und weiblichen Probanden auf den Protein-Turnover, also die Proteinsynthese und den Proteinabbau bei einer gleichzeitigen Aufnahme von 0,8g Protein pro Kilogramm Körpergewicht. Auf eine 2-wöchige Phase ohne Training folgte eine 4-wöchige Phase mit Trainingseinheiten im Bereich von 65-85% der maximalen Herzfrequenz (HFmax) . Die Makronährstoffverteilung bestand aus 60% Kohlenhydraten, 10% Protein und 30% Fett. Die Energiebilanz wurde sowohl in der inaktiven als auch in der aktiven Phase bedarfsgerecht eingestellt. Mahlzeiten waren standardisiert und vorgegeben.
Im Ergebnis konnte wie zu erwarten war eine Steigerung der Ausdauerleistungsfähigkeit (VO2max) festgestellt werden. Die Körperzusammensetzung veränderte sich nicht signifikant! In Sachen Proteinsynthese konnte eine Erhöhung festgestellt werden aber auch beim Proteinabbau. In der Folge erhöhte sich zwar der Protein-Turnover, die Nettoproteinbilanz reduzierte sich aber mit Training stärker als ohne begleitendes Workout und bestehender angepasster Ernährung.
Fazit
Auch Ausdauertraining beeinflusst signifikant den Protein-Turnover
Wie sind diese Ergebnisse zu bewerten
Was auf den ersten Blick ganz toll klingt, nämlich eine gesteigerte Proteinsynthese herbeigeführt durch aerobes Training wird auf den zweiten Blick null und nichtig wenn man sich parallel dazu den ebenfalls erhöhten Proteinabbau und die negative Proteinbilanz ansieht. Effektiv führe der Versuch in den untersuchten Muskelpartien zu einem Rückgang an Protein, wenn man so möchte also Muskelmasse (wenngleich nicht im hohem Ausmaß) und das obwohl die Proteinsynthese gesteigert werden konnte.
Das Ergebnis wurde natürlich auch im Rahmen der Studie diskutiert. Als Ursache wurde neben den trainingsbedingten Effekten auch eine ungenügende Proteinzufuhr für wahrscheinlich erachtet. Mit 0,8g Protein pro Kilogramm Körpergewicht ließ sich bei isokalorischer Ernährung nicht einmal ohne körperliche Betätigung die Proteinbilanz auf einem ausgeglichenen Level halten. Die Tatsache, dass die Nettoproteinbilanz mit Training nochmals signifikant abnahm lässt den Schluss zu, dass auch in Verbindung mit Ausdauersport eine erhöhte Proteinaufnahme von Nöten ist, um tatsächlich von den Effekten des Trainings auf den Protein-Turnover zu profitieren.
Für Kraftsportler die mit Cardiotraining die Fettverbrennung vorantreiben wollen gilt dies ebenso wie für Ausdauersportler und hier sogar noch etwas mehr, da im Falle der Zielsetzung Körperfettreduzierung zudem von einer hypokalorischen Versorgung ausgegangen werden muss.
Ich empfehle für Ausdauersportler unter anderem aus diesem Grund die Aufnahme von 2,0g Protein pro Kilogramm Körpergewicht (Zielgewicht) und von 2,5g Protein pro Kilogramm Körpergewicht (Zielgewicht) für all diejenigen die es auf eine Reduzierung des Körperfettgehalts abgesehen haben.
Resümee
Training allein birgt auch im aeroben Bereich die Gefahr eines vermehrten Proteinabbaus wenn parallel dazu nicht auf eine angepasste Proteinversorgung geachtet wird.
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