Man hört und liest es immer wieder. Während Krafttraining im Erwachsenenalter richtig ausgeführt durchaus seine Vorteile hat, soll es im Kindesalter mitunter dazu führen, dass sich die Wachstumsfugen der Knochen schließen. Das AUS für weiteres Längenwachstum wie es eigentlich mindestens bis zum Ende Pubertät noch vorhält. Ist es ein Zufall, dass so viele Bodybuilder so klein sind? Haben Sie einfach zu früh mit dem Training begonnen? Viele offene Fragen zu diesem Thema die es heute gilt zu beantworten.
Krafttraining im Kindesalter durchaus effektiv
Das deutsche Forschungszentrum für Leistungssport untersuchte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik sowie der Sporthochschule Köln insgesamt 69 Studien die sich mit dem Einfluss von Krafttraining auf Nachwuchssportler befassen und stellte fest, dass bereits im Kindesalter über den gesamten Entwicklungsverlauf prozentuale Kraftzuwächse wie im Erwachsenenalter möglich sind. Auch sportmotorische Leistungsgrößen wie die Sprungkraft, die Wurfkraft oder die Sprintkraft sowie gesundheitsrelevante Aspekt wie die Knochenmineralisation konnten verbessert werden. Das Verletzungsrisiko bei geführtem, begleitetem Krafttraining im Kindesalter wurde als äußerst gering eingestuft. Abschließend gilt Krafttraining im Kindesalter als durchaus effektiv und sicher.
Behringer et al stellten bereits 2010 fest, dass es durch Krafttraining bei Kindern und Jugendlichen aller Alterstufen zu einer verbesserter Rekrutierung, Synchronisation und Frequentierung motorischer Einheiten kommt. Der Überbegriff hierfür lautet intramuskuläre Koordination und hat zunächst einmal nichts mit wirklichem Muskelaufbau zu tun, sondern vielmehr mit einer besseren Zusammenarbeit von Geist und Muskel. Diese Anpassung und leichte Hypertrophieeffekte ermöglichen relative Kraftzuwächse vom untrainierten zum trainierten Kind oder Jugendlichen von etwa 30%
Fazit
Krafttraining bietet bereits für Kinder und Jugendliche eine Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen und den Körper ohne größere Risiken leistungsfähiger zu machen
Mythen rund um Krafttraining für Kinder
Nachdem die Vorteile nun klar herausgestellt wurden, müssen wir abschließend noch mit einigen Mythen aufräumen um die letzte Befangenheit in dieser Sache aus dem Weg zu räumen.
Los geht es mit der Aussage, Training mit Gewichten würde das Wachstum vermindern. Hierzu gibt es weder physiologische Gründe noch Untersuchungen die dies belegen würden. Auch eine Schädigung der Knochen ist, wie wir bereits oben erfahren haben, auszuschließen. Genau das Gegenteil ist der Fall! Aus Untersuchungen an Juniorengewichthebern weiß man um Verbesserungen der Knochendichte durch Krafttraining. Krafttraining bewirkt, anders als oftmals behauptet, auch keine außerordentliche Überlastung von Sehnenansätzen größerer Muskeln die nicht auch von anderen Sportarten ausgehen würde.
Letztlich kann auch unsere Ausgangsfrage hinsichtlich eines vorzeitigen Schlusses von Wachstumsfugen mit einem klaren NEIN beantwortet werden. Eine kontrollierte Gewichtsbelastung gilt diesbezüglich als absolut ungefährlich. Längerfristige Wachstumsstörungen sind eher von akuten Frakturen im Kindesalter bekannt wie Sie bei Kontaktsportarten (Fußball und Co) wesentlich häufiger auftreten als bei Krafttraining
Resümee
Um das Thema Krafttraining im Kindes- oder Jugendlichenalter kursieren zu viele Mythen und Unwahrheiten. Richtig ausgeführt handelt es sich bei Krafttraining wohl um die ungefährlichste Art und Weise um sich bereits in jungen Jahren körperlich zu betätigen.
Quellen
Michael Behringer u. a.: Krafttraining im Nachwuchsleistungssport. Wissenschaftliche Expertise des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Band II, 2010
Chu, Donald, Faigenbaum, Avery, Falkel, Jeff: Progressive Plyometrics for Kids. Healthy Learning, 2006.
Fröhlich, Michael, Gießing, Jürgen, Strack, Andreas: Kraft und Krafttraining bei Kindern und Jugendlichen - Schwerpunkt apparatives Krafttraining. Tectum, 2009.
Giessing, Jürgen: Muskeltraining mit Kindern und Jugendlichen. Limpert, 2009.
Gottlob, Axel: Differenziertes Krafttraining mit Schwerpunkt Wirbelsäule. Urban & Fischer, 2001.
Reuter, Knut: Sanftes Krafttraining bei Kindern und Jugendlichen. Mensch und Buch, 2003.
Krafttraining im Nachwuchsleistungssport – Behringer, vom Heede, Mester
Kommentare (2)
Unbekannt
September 28, 2014 14:03Super Artikel!! Doch ich hätte noch zwei Fragen 1. In einem anderen Artikel auf dieser Seite steht, dass die Wachstumsfugen durch Krafttraining verknöchern bzw. sich schließen? Was stimmt jetzt? 2. Auf einer anderen Seite steht, dass die für das Längenwachstum vorgesehehen Wachstumshormone dann dem Muskelaufbau dienen und somit auch das Längenwachstum beeinträchtigen. Was hälst du von dieser Hypothese? Danke im voraus
Holger Gugg
January 11, 2015 10:38Hallo, 1. Der Schluss der Wachtumsfugen durch Krafttraining ist ein Mythos! Wer dies behauptet hat hierzu mit Sicherheit keinerlei Datenquelle die darauf deuten würde 2. Auch hierzu gibt es keinerlei Background! Das Längenwachstum mit samt dem dafür benötigten Wachstumshormon wird durch die Einflüsse von Krafttraining nicht in Mitleidenschaft gezogen! Grüße Holger Gugg