Ich erlebe es jeden Tag im Rahmen meiner Coachings aufs Neue. Gefrustete Mails von Schützlingen die zwar über Fortschritte in Sachen Kraftleistungen, Wohlbefinden, Schlafqualität und auch Optik berichten, dennoch aber den Tränen nahe sind, weil die Waage ihnen nicht die gewünschte Veränderung anzeigt. Der heutige Artikel deckt drei Situationen auf die Euch näher bringen sollen, wie unspezifisch oder genauer gesagt sogar unwichtig es als Sportler ist sich zu wiegen (es sei denn man betreibt eine Sportart die der Einhaltung einer gewissen Gewichtsklasse bedarf).
Situation 1 – Du wiegst Dich falsch
Gemeint sind damit schnöde Anwendungsfehler die selbst mit so etwas simplen wie dem Wiegen immer wieder gemacht werden. Wichtig für Euch zu wissen ist, dass Waagen zwar alle eine gewisse Eichung erfahren, zwischen den Geräten verschiedener Firmen, zwischen alten und neuen Geräten oder zwischen elektronischen und manuellen Waagen dennoch aber Unterschiede bestehen können die sich im 100-er Grammbereich und mehr bewegen.
Ein brandaktuelles Beispiel einer meiner Athletinnen zeigt wie immens sich Wiegeergebnisse unterscheiden können. Innerhalb weniger Stunden fanden Wiegungen beim Arzt und im Fitness-Club statt. In der Zwischenzeit keine Mahlzeit, kein Gang zur Toilette und kein Sport. Das Gewicht unterschied sich von Gerät zu Gerät um sage und schreibe 2kg! Regel Nummer 1 aus diesem Grund beim Wiegen:
Wiege Dich immer am selben Gerät!
Der zweite Fehler der immer wieder begangen wird ist es, keine festen Zeiten für den Wiegevorgang zu definieren. Macht einmal die Probe aufs Exempel und wiegt Euch absichtlich morgens, mittags, nach dem Training und abends. Ich garantiere Euch ihr werdet am selben Tag vier verschiedene Ergebnisse erhalten die sich in Härtefällen ebenfalls um bis zu zwei Kilogramm unterscheiden. Regel Nummer 2 darum für das Wiegen
Wiege dich immer zur selben Zeit, am besten nach dem morgendlichen Toilettengang
Der letzte Anwendungsfehler der für eine falsche Kontrolle des Körpergewichts führen kann ist es, sich komplett bekleidet zu wiegen. Auch hier wieder ein kleiner Versuch. Wiegt Euch einmal nackt, mit Eurem Trainingsoutfit, einmal mit Eurem Outfit für die Arbeit und letztlich mit Schlafanzug oder wie auch immer ihr Euch zu Hause aufhaltet. Auch hier verspreche ich Euch vier verschiedene Ergebnisse mit Abweichungen die sich ebenfalls im Bereich von bis zu einem Kilo bewegen können, darum Regel Nummer 3 für richtiges Wiegen
Wiege Dich immer nackt, bzw. nur in Unterwäsche
Situation 2 – Du veränderst Dich
Neue Situation neues Paradoxum – Der beste Weg Körperfett zu verlieren aber auch um Muskeln aufzubauen ist es, neben Ernährungsmaßnahmen eine geschickte Kombination aus Krafttraining und Cardiotraining anzuwenden, ich denke an dieser Aussage gibt es nichts zu rütteln.
Gerade bei bis dato nicht sehr sportlichen Personen, durchaus denkbar aber auch bei bereits aktiven Trainierenden die sich auf eine neue Strategie einlassen, ist nun eine Veränderung der Körperzusammensetzung die sich nicht auf der Waage zeigt. Man liest immer wieder den Spruch „Aus Fett Muskeln machen“ – genau so geht es natürlich nicht, dennoch erlauben geschickte Planungen zumindest für eine bestimmte Zeit einen parallelen Aufbau von Muskulatur und einen Abbau von Körperfett. Ein typisches Feedback meiner Schützlinge zu einer solchen Veränderung: „Ich werde stärker, die Oberschenkel werden fester und ich verändere mich im Spiegel, was mich aber fuchst ist die Waage“.
Wenn sich rundherum alles zum Positiven verändert, die Waage aber keine Veränderung anzeigt führt Sie euch in diesem Fall hinters Licht
Situation 3 – Kurzfristige Gewichtsschwankungen
Eine weitere Situation die bereits mit dem Aufstehen für den ersten Schock sorgen kann und sicher schon den einen oder anderen Tag ruiniert hat, ist der allmorgendliche Gang auf die Waage der von heute auf morgen eine drastische Gewichtsveränderung in die falsche Richtung anzeigt. Es kommen dann Fragen wie: „Kann man über Nacht Fett aufbauen“ oder „Kann ich von heute auf morgen so viele Muskeln verlieren“. Die Antwort darauf lautet: NEIN – deine Waage führt Dich hinters Licht!
Kurzfristige Gewichtsschwankungen die sich auf der Waage bemerkbar machen haben in den allermeisten Fällen etwas mit dem Wasserhaushalt zu tun. Gerade bei Frauen besteht hier die Problematik des Zyklus der es (wenn man es genau nimmt) schier unmöglich macht, die Waage als Entscheidungskriterium für Erfolge zu verwenden. Mit der Umstellung im Rahmen des weiblichen Zyklus lagert sich gern etwas mehr Wasser im Bindegewebe ein, welches dann aber eben auch wieder verschwindet. Auch die Ernährung des Vortags kann für kurzfristige Gewichtsschwankungen sorgen. Ich denke hier an Tage, bei denen außerhalb des gewohnten Ernährungsplanes gegessen wird und hier ganz besonders an größere Mengen Salz oder Kohlenhydrate. Auch hier können kurzfristige Gewichtsschwankungen auftreten die weder etwas mit Fettmasse noch mit Muskelmasse zu tun haben, sondern schlichtweg den Wasserhaushalt betreffen.
Wer sich zu oft wiegt lässt sich von der Waage hinters Licht führen
Resümee
Beinahe jeder von uns stellt sich hier und da auf die Waage und jeden von uns beeinflusst das entsprechende Ergebnis, dass ist klar. Ich empfehle Euch mit dem heutigen Artikel etwas kritischer mit der Thematik des Wiegens umzugehen und die Ergebnisse der Waage nicht zum wichtigsten Kriterium Eurer Entwicklung zu machen, denn das ist es ganz sicher nicht
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