Grüner Tee beschleunigt Muskelregeneration

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht weitere Artikel oder Studie zu dem vermeintlichen „Zaubertrank,“ der hierzulande als Grüner Tee bekannt ist, publiziert wird. Die fermentierten Kräuter aus Fernost werden mittlerweile als Wunderwaffen gegen Krebs und Alzheimer gehandelt und zur (homöopatischen) Bekämpfung von hohem Blutdruck sowie Eindämmung von Entzündungen. [3][4][5][6][7] Den darin enthaltenen Katechinen – speziell Epigallocatechingallat („EGCG“) - sei Dank! Bereits in einem früheren Artikel habe ich die wohltuenden Eigenschaften des belebenden Trankes für Körper und Geist beleuchtet (siehe: „Grüner Tee: Auswirkung, Ergänzung, Dosierung“) Die vielen gesundheitlichen Vorteile nimmt man als Kraftsportler und Bodybuilder gerne mit, immerhin gibt es ohnehin keine großen Alternativen zur Flüssigkeitsaufnahme, wenn man einmal von Wasser und Kaffee absieht. Dennoch interessieren uns vornehmlich die positiven Effekte im Bezug auf unseren Sport und dort insbesondere Leistung und natürlich Regeneration – wo wir wieder beim Grüntee landen.

Grüner Tee & Regeneration – Haramizu et al. (2013)

Das Setup Die Inhaltsstoffe des asiatischen Grüntees scheinen nicht nur einen gewissen Muskelschutz während des Krafttrainings zu entfalten, [9][10] sondern gemäß neusten Erkenntnissen auch den Regenerationsprozess post-workout zu beschleunigen – das fanden zumindest japanische Wissenschaftler in einer Feldstudie an Nagetieren heraus. [1] Die beteiligten Forscher verabreichten den Mäusen hierzu einen Grüntee-Extrakt, der folgende Katechine enthielt:
  • - 41 % Epigallocatechingallat
  • - 21 % Epigallocatechin
  • - 12 % Epicatechingallat
  • - 9 % Epicatechin
  • - 7 % Gallocatechin
(Die Zahlen ergeben aufaddiert keine 100 %, da noch weitere unwichtige Mikrobestandteile im Extrakt enthalten sind.) Bei Katechinen handelt es sich salopp gesprochen um Substanzen aus der Gruppe der Flavonole (Polyphenole & Antioxidantien). Die an der Studie beteiligten Nagetiere erhielten den Grüntee-Extrakt in zusammen mit ihrer Nahrung (der Extrakt machte 0,5 % der Nahrung aus). EGCG_Tee Die Wissenschaftler teilten die Mäuse überdies in 2 Gruppen ein. Die GE-Gruppe bekam für 3 Wochen die Nahrungsmittelergänzung, während eine zweite Gruppe als Kontrollgruppe (CON) diente. Nach Ablauf dieser 3 Wochen ließen die Japaner alle Mäuse auf einem Laufband bergab laufen. (Exzentrische Belastung, daher ideal zur Produktion von „Muskelschäden“) Am folgenden Tag – also einer kurzfristigen Erholungsperiode – ließ man die Nagetiere noch einmal auf dem Laufband laufen. Die Messmethoden Während und nach dem Experiment haben die Forscher unterschiedliche Parameter getestet, darunter auch den Kraftmoment („twitch force“) der Muskulatur, sowie einige Indikatoren für Muskelschäden und Entzündungen, darunter Maldialdehyd (Biomarker für oxidativen Stress), Tumornekrosefaktor Alpha (Biomarker für Entzündungen), Interleukin-1-Beta (Biomarker für Entzündungen) und MCP1 (Biomarker für Entzündungen). Darüber hinaus maßen die Forscher auch die Creatine Kinase und L-Lactatdehydrogenase Werte im Blut (beides Indikatoren für Schäden und Stressbelastung) Die Ergebnisse Die Mäuse, die den Grüntee-Extrakt erhielten, zeigten ein höheres Kraftmoment („twitch force“), zeigten geringere Werte bei den entsprechenden Biomarkern - in der Zelle wie auch im Blut – und lassen daher den Schluss zu, dass der Extrakt nicht nur die oxidative Stressbelastung, sondern auch die Entzündungsrate, sowie Schäden an Muskelzellen reduziert hat. „Das ist,“ so die Forscher, „eine wichtige Implikation, die dabei behilflich sein wird weitere Ernährungsrichtlinien zu etablieren, welche die weitere Regeneration beschleunigen und die Leistungsperformance nach dem Training verbessern.“ [1]

Abschließende Worte

Bereits vor der Haramizu-Studie stand Grüntee hoch im Kurs von leistungsorientierten und gesundheitsbewussten Athleten. Ein Grund mehr, sich eine heiße Tasse Tee zu gönnen. Fassen wir also noch einmal zusammen:
  1. Die Studie arbeitet mit einem Versuchsmodell an Nagetieren, was zwar nicht das gewünschte Optimum ist (Humanstudie), aber woraus sich wichtige Implikationen für eine optionale Grüntee-Supplementation ableiten lassen
  2. Untersucht wurden Kraftmoment sowie Biomarker für oxidativen Stress, die Entzündungsrate und Blutwerte zur Evaluierung der Schäden an der Muskulatur bei exzentrischer (Ausdauer)-Belastung (das ist die negative Bewegung – etwa das Absenken der Stange bei LH-Curls)
  3. Die Mäuse, welche den Grüntee-Extrakt erhielten, zeigten ein besseres Kraftmoment und vorteilhaftere Werte bei den Biomarkern und geringere Schäden an der Muskulatur. Eine Implikation, die einen vorteilhaften Effekt hinsichtlich des Regenerationsprozesses bedeutet.
Fazit: Wer Grünen Tee bis dato gemieden hat, sollte dem Gebräu eine Chance geben. Wenn ihr schon nicht zu einem Extrakt greifen möchtet, empfiehlt sich die „klassische Methode“: als Tee aufgießen!

Quellen

[1] Haramizu, S. / Ota, N. / Hase, T. / Murase, T. (2013): Catechins suppress muscle inflammation and hasten performance recovery after exercise. In: Medicine and Science in Sports & Exercise. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23470311. [2] Gukelberger-Felix, G. (2012): Grüner Tee: Der Zauberstoff. In: Spiegel Online. URL: http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/gruener-tee-wie-der-wirkstoff-ecgc-die-gesundheit-foerdert-a-869518.html. [3] Tipoe et al. (2007): Green tea polyphenols as an anti-oxidant and anti-inflammatory agent for cardiovascular protection. In: Cardiovascular & Hematological Disorders in Drug Targets. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17584048. [4] Bogdanski et al. (2012): Green tea extract reduces blood pressure, inflammatory biomarkers, and oxidative stress and improves parameters associated with insulin resistance in obese, hypertensive patients. In: Nutrition Research. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22749178. [5] Yu et al. (2013): Green tea catechins: a fresh flavor to anticancer therapy. In: Apoptosis. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24081390. [6] Wang, YC. / Bachrach, U. (2002): The specific anti-cancer activity of green tea (-)-epigallocatechin-3-gallate (EGCG). In: Amino Acids. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12395181. [7] Dragicevic et al. (2011): Green tea epigallocatechin-3-gallate (EGCG) and other flavonoids reduce Alzheimer's amyloid-induced mitochondrial dysfunction. In: Journal of Alzheimer’s Disease. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21694462. [9] Cardoso et al. (2013): The effects of green tea consumption and resistance training on body composition and resting metabolic rate in overweight or obese women. In: Journal of Medicinal Food. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23140132. [10] Kim et al. (2013): Effects of exercise and tea catechins on muscle mass, strength and walking ability in community-dwelling elderly Japanese sarcopenic women: a randomized controlled trial. In: Geriatrics & Gerontology International. URL: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22935006.
Tags: Regeneration Leistung

Kommentare (1)

Benny Choco

November 24, 2013 14:34

Trotz der tollen Eigenschaften vom EGCG wirkt es laut den Erkenntnissen einer Forschung so, dass es bei der Bildung von Blutgefäßen wachstumshemmend ist und ist das nicht das Ziel eines Bodybuilders mit Wirkstoffen für eine bessere Blut-/Sauerstoffversorgung der Muskel/Körper zu sorgen ? Hier mal der Link und ein Ausschnitt dazu http://de.wikipedia.org/wiki/Epigallocatechingallat Verschiedene Experimente zeigen, dass EGCG eine antiangiogenetische Wirkung (Wachstumshemmung von Blutgefäßen) besitzt. Nach Xenotransplantation von krankhaftem menschlichem endometrialem Gewebe in Mäuse konnte diese Wirkung gezeigt werden. Der humane Ursprung des Gewebes lässt eine Wirkung bei der menschlichen Endometriose vermuten.[6] Weiterhin wurden ähnliche Wirkungen durch in vitro und in vivo Experimente mit Hamstern nachgewiesen.

Schreiben Sie ein Kommentar

Les champs marqués d'un astérisque (*) sont obligatoires.