Wer von Euch denkt, dass er alle Handlungen nach seinem freien Willen entscheidet und ausführt? Eigentlich eine interessante Frage die es unter anderem in Hinblick auf die sportlichen Aktivitäten zu hinterfragen gilt. Sind wir wirklich in der Lage immer selbst zu bestimmen ob wir nun eine Trainingseinheit abhalten sollen oder nicht und wenn ja, warum haben viele von uns schon einmal eine Trainingseinheit abgehalten, obwohl es uns nicht gut ging und wir eigentlich genau wissen, dass man besonders beim Anflug einer Krankheit das Immunsystem schonen sollte damit es sich voll und ganz dem Kampf gegen Fremdkörper, Viren und Bakterien widmen kann? Die zweite Frage die sich stellt ist, ob sich steig wiederholende, energieaufwändige Belastungen zu einem die Durchblutung und zum anderen die Versorgung des Gehirn empfindlich stören und so vielleicht sogar die Hirnleistung auf Dauer negativ beeinflussen?
Kurzum… sind viele von uns sportsüchtig und macht uns zuviel Sport vielleicht sogar dumm?
Was sich in unserem Gehirn abspielt
Sportliche Aktivität verändert die Gehrinaktivität, vergrößert Sie aber im Vergleich zur Aktivität in Schlafphasen nur zu einem Bruchteil und dennoch wird das Gehirn bei sportlicher Aktivität deutlich stärker durchblutet als im inaktiven Zustand.
Es steht die These im Raum, dass im Gehirnstoffwechsel bestimmte Substanzen bei sportlicher Tätigkeit schneller von A nach B transportiert werden müssen. Tatsächlich stellte man fest, dass ab einer Belastungsintensität von 60-70% des Belastungsmaximums eine 3-4-fache Erhöhung sog. Endorphine eintritt. Bei Endorphinen handelt es sich um körpereigene Morphine die ähnlich exogener Drogen wie Heroin eine Art Lustrausch hervorrufen und die Schmerzempfindlichkeit herabsetzen. Untersuchungen belegen eindeutig, dass Sport dazu führt, dass unser Schmerzempfinden eingeschränkt ist und dass Endorphine hierfür die Verantwortung tragen.
Für die belegte Stimmungsaufhellung durch Sport sind neben Endorphinen ua Serotonin und Dopamin verantwortlich. Ein höheres Aufkommen an Serotonin resultiert aus einem erhöhten Aufkommen freiem Tryptophans im Blutstrom und einer verbesserten Aufnahme von Tryptophan über die Blut-Hirn-Schranke. Tryptophan ist bekannt als die Muttersubstanz von Serotonin. Auch ein reduziertes Aufkommen anderer konkurrierender Aminosäuren an der Blut-Hirn-Schranke nach dem Training sorgt für einen vermehrten Übertritt von Tryptophan ins Gehirn, somit für Serotonin und somit wiederum für eine gelöste Stimmung im Anschluss ans Training. Es sind weniger Aminosäuren im Blutstrom vorhanden weil die Leber sie kompensatorisch zur Gluconeogenese heranzieht und das je nach Versorgungsstatus unterschiedlich stark. Als Vorläufer für Dopamin fungiert die Aminosäure Tyrosin. Ein vermehrtes Aufkommen resultiert aus demselben Wirkungsmechanismus wie bei Tryptophan.
Was sich unter Belastung ebenfalls verändert ist die Energieversorgung des Gehirns. Die Glucoseversorgung nimmt ab, während die Ketonkörperoxidation sowie die Oxidation von BCAA zunimmt, hier besonders nach lang andauernden Belastungen ab 90 Minuten.
Fazit
Sport verändert auf entscheidende Art und Weise den Gehirnstoffwechsel und die Energieversorgung unserer Schaltzentrale
Was hat das nun zu bedeuten?
Sportsucht
Aus der Praxis weiß man, dass ein Entzug von Sport für sport-gewöhnte Personen durchaus mit Entzugserscheinungen wie Unruhe, Angstgefühlen, Depressionen, Appetitverlust, Schlafstörungen und sogar Herzrhythmusstörungen verbunden sein kann. Was ihnen fehlt, ist der Kick lustmachender, entspannender, euphorisierender Substanzen, ausgelöst durch Sport wie oben genannt. Der ausbleibende Belohungseffekt trübt zeitweise tatsächlich den kritischen Blick auf die Realität und lässt uns Dinge tun die wir eigentlich rationell nicht in Erwägung ziehen würden. Bestes Beispiel ist das oben bereits zitierte Training trotz anfänglicher Krankheit.
Fazit
Sport bzw. die Sucht danach, vernebelt teilweise unsere Sinne und verleitet uns so zu irrationellen Handlungen
Negativer Einfluss auf die Gehirnleistung
Während man von moderatem Sport auf Studien zugreifen kann die eine verbesserte Gehrinaktivität beweisen, kann eine stetig erhöhte Cortisolkonzentration wie Sie sowohl bei aerober als auch bei anaerober Belastung auftritt auf die Dauer Nervenzellen des Hypothalamus zum Schrumpfen bringen und so die Gedächtnisleistung maßgeblich verschlechtern. Schon täglich 1-2 Stunden Sport verändern den Cortisol-ACTH-Stoffwechsel im Gehirn. ACTH vermittelt irgendwann keinen Cortisol senkenden Effekt mehr und sorgt so für den oben beschriebenen Niedergang von Neuronen dank eines chronisch erhöhten Cortisolspiegels.
In Zusammenhang mit der bereits beschriebenen reduzierten Versorgung mit Glucose konnte bereits eine reduzierte elektrische Aktivität im Gehirn bei Fahrradergometer-Einheiten unter 80% Volllast festgestellt werden.
Fazit
Die positiven Effekte moderat sportlicher Aktivität auf die Gehirnleistung schlagen irgendwann möglicherweise in negative Begleiterscheinungen um
Resümee
Ich bin mir durchaus bewusst dass dieser Artikel in einem Sport-Blog durchaus gewagt und etwas provokant ist und dass es hierbei sich um sehr theoretische Gegebenheiten handelt. Dennoch spiegeln alle Ausführungen belegte Veränderungen wieder, die man durchaus für bare Münze nehmen sollte. Letztlich gilt auch für Sport ein Motto das für so vieles greift:
Die Dosis macht das Gift
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