Weshalb Kraftsport keine Option, sondern eine Pflicht ist

Für viele von uns gehört das regelmäßige und fordernde Training am Eisen zu einer Art von Hobby, die wir nicht mehr missen möchten. Es ist eine selbstauferlegte Pflicht, die in den ersten Wochen und Monaten lästig und notwendig erscheint, doch wenn sich dann die ersten Veränderungen einstellen, wir uns besser zu fühlen beginnen und die ersten Mitmenschen Notiz davon nehmen, entwickelt sich die disziplinierte Körperertüchtigung zu einem Verlangen, einer brennenden Leidenschaft. Was viele jedoch nicht ins Kalkül aufnehmen: Kraftsport hat vermutlich einen viel größeren Impact auf unsere Psyche, als auf unseren Körper. [6][7] Nun ist der Mensch ein von Natur aus unzufriedenes Lebewesen, wie sonst könnte man das Motto der Olympischen Spiele – Citius, altius, fortius („Schneller, höher, stärker!“) – erklären? Haben wir uns erst einmal auf den Weg gemacht und diese Passion entwickelt, schüren wir den Hunger nach mehr – mehr Muskulatur, mehr Definition, mehr Kraft & Stärke, mehr Intensität – aus der einstigen kleinen Flamme ist mittlerweile ein Flächenbrand entstanden, der Kraftsport und das Bodybuilding längst zu einem Lifestyle geworden, den nur Gleichgesinnte nachvollziehen und verstehen können. Zum Leidwesen oder zur Freude anderer, entwickeln immer mehr Menschen heutzutage das Gefühl für diesen Lifestyle, sodass das Stemmen von Eisen schon längst keine Angelegenheit mehr ist, die nur hinter verschlossenen Türen in Hardcorestudios praktiziert wird. Nur die Wenigsten von uns beginnen mit dem Training, weil sie ihre Gesundheit verbessern möchten und doch arbeiten wir alle genau diesem Ziel entgegen (mal von der falschen Ausführungstechnik, die der Gesundheit eher abträglich denn förderlich ist, abgesehen), denn das Alter holt uns alle irgendwann ein!

Das neue Motto: Fetter, kränker, schwächer

Die meisten europäischen Staaten haben den Schritt von der arbeitsintensiven Subsistenzwirtschaft - über die Industriegesellschaft -  hin zum Dienstleistungssektor vollzogen. 68 – 74 % aller Schweizer, Österreicher und Deutsche arbeiten im sogenannten Tertiärsektor [1] und verbringen den Großteil des Tages in Bürokomplexen, sitzen auf Bürostühlen und kauern sich für den Großteil des Tages in gebückter Haltung vor einem kleinen rechteckigen Kasten, den man Monitor nennt. Mit dem veränderten Bewegungs- und Arbeitsverhalten verlagern sich aber auch die Schwerpunkte der körperlichen Belastung, wir bekommen Haltungsschäden und sind verspannt. Wir bewegen uns im Alltag immer weniger und essen immer ungesünder – die Folgen dürften für die meisten Menschen unübersehbar sein: Übergewicht, hoher Blutdruck, Diabetes, Muskelschwäche. Statt „schneller, höher, stärker“ bewegen sich die meisten von uns eher  in Richtung „fetter, kränker, schwächer.“

Kraftsport & Bodybuilding: Mehr als nur ein Lifestyle

Möglichkeiten dem körperlichen Verfall entgegenzuwirken und ein gesünderes Altern zu gewährleisten, gibt es viele, doch eines ist sicher: Kraftsport und Bodybuilding zählt zu den elegantesten Wegen, um der Degeneration entgegenzuwirken. Es ist kein Geheimnis dass die Abbauprozesse unseres Körpers mit steigendem Alter zunehmen. Den goldenen Zenit erreichen die meisten von uns im Alter von 30 Jahren. Ab dieser magischen Grenze sinkt nicht nur die Knochendichte mit den Lebensjahren, sondern auch der Muskelmasseanteil – jährlich um 3-5 %, sofern dagegen nichts unternommen wird. [2][3][4] Studien zeigen, dass ein höherer Anteil an Muskelmasse im hohen Alter nicht nur vor lebensgefährlichen Stürzen schützt, [5] sondern auch einen erheblichen Beitrag zur Lebensqualität leistet, nämlich indem man sich selbst im Alter noch versorgen kann, ohne auf andere Mitmenschen angewiesen zu sein. Konkret: Das Training am Eisen sorgt nicht nur für eine höhere Knochenstabilität, einen höheren Muskelmasseanteil, für starke Sehnen, Bänder und Gelenke sondern erhält obendrein den Stoffwechsel - was wiederum für eine höhere Fettverbrennung und damit eine vorteilhafte Körperkomposition (weniger Körperfett, mehr Muskulatur) sorgt. Mehr Kraft und mehr Ausdauer sorgen des Weiteren dafür, dass die alltäglichen Herausforderung des Lebens leichter zu bewältigen sind und das die persönliche Autonomie (Unabhängigkeit) erhalten bleibt. Neben einem besseren Körpergefühl hat das Widerstandstraining auch einen positiven Effekt auf das Selbstwertgefühl – Auswirkungen, von denen nicht mir Männer, sondern auch Frauen in erheblichem Ausmaße profitieren. [8][9] Die Frage, die man sich unweigerlich stellen sollte, lautet: Wo sonst – wenn nicht beim Kraftsport – bekommt man ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis bei der Investition in seinen eigenen Körper? 45-60 Minuten an drei Tagen die Woche reicht oftmals schon aus, um in die Vorzüge der oben genannten Vorteile zu gelangen und seinem Körper nicht nur im Hier und Jetzt, sondern auch in der Zukunft auf die Herausforderungen des Lebens vorzubereiten. 3 Trainingseinheiten pro Woche ist mit Sicherheit nicht zu viel verlangt, oder? (Eine Woche hat 168 Stunden – das sind 1,78 % unserer Wochenzeit, die das Training für sich beanspruchen würde!)

Abschließende Worte

„Wer keine Zeit für seine Gesundheit hat, muss sich später Zeit für seine Krankheiten nehmen,“ so lautet ein bekanntes Zitat, welches einem an dieser Stelle in den Sinn kommt. Leider beginnt die körperliche Degeneration heutzutage bereits für viele Menschen im frühen Jugendalter, was sich in dergestalt äußert, dass viele nicht einmal einen einfachen Liegestütz oder Klimmzug zu Wege bringen! Wir haben dem Leben als Jäger und Sammler abgeschworen und auch die harte, körperliche Arbeit auf dem Acker, dank des technischen Fortschritts, hinter uns gelassen. Das Leben ist für den Homo sapiens sapiens mit Sicherheit einfacher geworden, doch ohne harte und fordernde Arbeit degenerieren unsere Körper. Kraftsport? Das ist für die meisten von uns schon lange keine Option mehr, sondern eine nötige Pflicht.

Quellen

[1] Danielli, G. / Backhaus, N. / Laube, P. (2002): Wirtschaftsgeografie und globalisierter Lebensraum. Zürich. [2] ScienceDaily (2011): Study Explains Why Muscles Weaken With Age and Points to Possible Therapy. URL: http://www.sciencedaily.com/releases/2011/08/110802125549.htm. [3] ScienceDaily (2013): Regular Exercise in Middle Age Protects Against Muscle Weakness Later in Life. URL: http://www.sciencedaily.com/releases/2013/12/131214144848.htm. [4] Barbat-Artigas, S. / Rolland, Y. /Vellas, B. / Aubertin-Leheudre, M. (2013): Muscle Quantity Is Not Synonymous With Muscle Quality. In: Journal of the American Medical Directors Association. URL: http://dx.doi.org/10.1016/j.jamda.2013.06.003. [5] ScienceDaily (2009): Higher Muscle Density Reduced Risk Of Hospitalization In The Elderly. URL: http://www.sciencedaily.com/releases/2009/07/090730073614.htm. [6] Minichowski, ND. (2013): Kraftsport & Bodybuilding: Eine (psychische) Lektion fürs Leben (I). In: Team-Andro.com. URL: http://www.team-andro.com/kraftsport-bodybuilding-eine-psychische-lektion-fuers-leben-i.html. [7] Minichowski, ND. (2013): Kraftsport & Bodybuilding: Eine (psychische) Lektion fürs Leben (II). In: Team-Andro.com. URL: http://www.team-andro.com/kraftsport-bodybuilding-eine-psychische-lektion-fuers-leben-ii.html. [8] Minichowski, ND. (2013): Warum Frauen ans Eisen sollten (I). In: Team-Andro.com. URL: http://www.team-andro.com/warum-frauen-ans-eisen-sollten.html. [9] Minichowski, ND. (2013): Warum Frauen ans Eisen sollten (II). URL: http://www.team-andro.com/warum-frauen-ans-eisen-sollten-ii.html.
Tags: bodybuilding Gesundheit Fitness

Kommentare (1)

BB

January 26, 2014 14:01

Super geschrieben. Was mir besonders gefällt ist, die Anmerkung mit den 168 Wochenstunden, weil die meisten ihren Arsch nicht hochkriegen und lieber ne stunde länger vor dem Fernseher sitzen

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